Gedenkort Güterbahnhof Moabit, Berlin

Auftraggeber: Bezirksamt Mitte von Berlin
Kooperation: Jan Liesegang Francesco Apuzzo (raumlaborberlin)
Aktivität: Projektsteuerung
Bearbeitung: 2016-2017
Flächengröße: 440 m²
Ort: Berlin-Moabit

Der Güterbahnhof Moabit war in der NS-Zeit einer von mehreren Deportationsbahnhöfen in Berlin. Zwischen März 1942 und Januar 1944 wurden von hieraus  32.000 Menschen in die Ghettos und Vernichtungslager von Theresienstadt, Riga, Raasiku und Auschwitz geschickt. Bereits 1987 wurde über die Errichtung eines Gedenkorts am ehemaligen Standort des Güterbahnhofs Moabit diskutiert. Jedoch lag der Bahnhof auf Reichsbahngelände – und war damit de facto DDR-Hoheitsgebiet. Deshalb konnte die Fläche nicht vom ehemaligen West-Berliner Bezirk Tiergarten gestaltet werden. Seit 2012 wurde erneut die Diskussion über die Gestaltung aufgenommen. 2016 lobte das Bezirksamt Mitte von Berlin einen Kunstwettbewerb aus, um den historischen Ort zwischen Supermarkt- und Baumarktparkplatz freizulegen und angemessen zu gestalten. Diesen gewann das Berliner Künstlerkollektiv raumlaborberlin mit seinem Entwurf „Hain“.

Der Entwurf

Ein Hain aus 24 Waldkiefern (Pinus sylvestris) ist die tragende Idee des Entwurfs. Die Setzung ist ein scheinbar deplatziertes und irritierendes Landschaftselement an einem lange vernachlässgten Unort. Die Intervention schafft einen eindeutigen Ort. Dieser entzieht sich dem räumlichen Kontext und erzeugt in der Vorstellung der Betrachter vielfältige Bilder und Assoziationen. Durch das Wachsen der Vegetation wird die vierte Dimension – die Zeit – als Teil des historischen Ortes erlebbar. Das wesentliche Relikt der Gleisfragmente aus verschiedenen Zeitabschnitten wird ergänzt und bildet den Kern dieses Durchgangsortes. Somit bildet der Gedenkort Güterbahnhof Moabit die Schwelle zwischen Berlin und den Todeslagern. Die besondere Qualität und Angemessenheit des Entwurfes ergeben sich aus der Kohärenz einer Idee. Ferner ist es die Lesbarkeit und die abstrakte Neuinterpretation des authentischen Ortes, Gleis 69 Moabit.

Unser Büro wurde mit der Projektsteuerung zur Umsetzung des prämierten Entwurfs beauftragt. Gegenstand der Projektsteuerung war insbesondere die Abstimmung des Entwurfs mit allen zu beteiligenden Fachverwaltungen sowie die Mithilfe bei der fach- und sachgerechten Auftragsvergabe an eine GaLaBau-Firma. Ferner standen wir den Künstlern bei der fachlichen Umsetzung ihrer Ideen sowie bei der Bauüberwachung und Ortsterminen zur Seite.

 

Fotos und Grafiken: raumlaborberlin