Auftraggeber: | Freie und Hansestadt Hamburg |
Kooperation: | Christoph Kohl Stadtplaner Architekten |
Aktivität: | Werkstattverfahren |
Bearbeitung: | 2021 |
Ort: | Hamburg-Bahrenfeld |
Hamburg ist eine wachsende Stadt. Folglich steigen auch die Ansprüche an die bestehenden Grün- und Freiräume mit ihren ökologischen, klimatischen und soziologischen Funktionen. Das „Grüne Netz“ Hamburgs bildet einen Freiraumverbund, vom Stadtkern bis in das Umland. Es besteht aus zwei grünen Ringen und zwölf radialen Landschaftsachsen. Die verknüpften Freiräume ermöglichen eine grüne Durchquerung der dichten Stadt, losgelöst vom Straßenverkehr. Die einzelnen Abschnitte besitzen aufgrund ihrer geografischen Lage oder naturräumlichen Struktur ganz spezifische Qualitäten. Man findet Wasserläufe mit begleitenden Grünzügen, unterschiedlichste öffentliche Parkanlagen oder auch Konglomerate aus Sportflächen, Kleingärten und Friedhöfen.
Die Landschaftsachse Bahrenfeld
Die Landschaftsachse Bahrenfeld ist Teil der Volkspark-Achse im Westen von Hamburg. Diese führt vom Wallring über eine Vielzahle kleinerer Grünflächen zum Volkspark Altona weiter bis nach Schenefeld. Der Abschnitt in Bahrenfeld ist geprägt sich durch eine Vielzahl an Friedhöfen und Kleingartenkolonien. Dem losen Nebeneinander der Anlagen steht deren innere Gliederung gegenüber – Parzellierungen, linearen Vegetationselemente. Zudem schaffen denkmalgeschützten Bauten, ein artenreicher Altbaumbestand und dynamische Wegenetz prägnante Orte. Somit ist die Landschaftsachse Bahrenfeld ein Kaleidoskop an verschiedenen eigenständigen Freiräumen mit spezifischen Qualitäten.
Die teils unzugänglichen und nicht nutzbaren Flächen bilden eine Barriere für die umliegenden Quartiere. Ziel ist es, die räumliche Vernetzung auszubauen und die atmosphärischen Besonderheiten der einzelnen Freiräume zu stärken. Darüber hinaus gilt es das Nutzungsangebot zu verbessern und mit zeitgemäßen Angeboten zu ergänzen. Als Ergebnis soll mit der Landschaftsachse Bahrenfeld ein neuer, stadtweit attraktiver Ort in Hamburg entstehen.
Der Hamburger Perspektivwechsel
Durch eine mehrdimensionale Qualifizierung der Landschaftsachse Bahrenfeld besteht für Hamburg die Möglichkeit Urbanisierung neu zu denken. Die Auswirkungen des Klimawandels (Starkregenereignisse, Hochwasser, lange Trockenphasen, Überhitzung der Stadt) bilden die neue Perspektive für künftige Entwicklungsprozesse. Mit Hilfe dieses Perspektivwechsels steht die Landschaftsachse als „ökologischer Ausgleichsraum“ im Fokus des Konzepts. Folglich bildet die Retention der in der Umgebung anfallenden großen Niederschlagsmengen ein entlastendes Element im städtischen Regenwassermanagement. Außerdem fördert das Freihalten den Landschaftsachse von überdimensionierter Bebauung den kühlenden Frischluftaustausch und begünstigt das städtische Klima.
Ferner funktioniert die Landschaftsachse als „Ort der kulturellen und historischen Erfahrung“. Durch das Identifizieren und Herausarbeiten besonderer räumlicher Qualitäten der einzelnen Flächen im Freiraumkaleidoskops werden die individuellen Charakteristika, die Historie der Flächen deren Identitäten gestärkt und vorgefundenen Besonderheiten betont. Letztlich soll die Landschaftsachse langfristig ein attraktiver Anziehungspunkt für alle Bürger der Stadt sein. Die Förderung gelebter Vielfalt und regen Austauschs definiert die Landschaftsachse als „Ort der sozialen Begegnung und Interaktion“ und bildet den dritten Fokus für den „Hamburger Perspektivwechsel“.
Das räumliche Konzept
Neben einer inhaltlichen Positionierung zur Weiterentwicklung der Landschaftsachse ist ein starkes Raumkonzept ausschlaggebend. So soll der Freiraumverbund langfristig die Umgebung verknüpfen. Durch die Entwicklung der „Science City“ im Westen und des Fernbahnhofs Diebsteich im Osten gibt es starke städtebauliche Impulse. Sie führen mittel- bis langfristig zu einer Transformation des noch unstrukturierten, angrenzenden Gewerbegebiets im Süden zu einem neuen urbanen Quartieren. Der Landschaftsachse kommt so eine wichtige ausgleichende Rolle zu.
Die räumlichen Hauptelemente der zukünftigen Landschaftsachse Bahrenfeld sind der Wald am nördlichen Rand, der Regenwasser rückhaltende „Schwamm“ am südlichen Rand und eine zusammenhängende Wegeverbindung durch die gesamte Landschaftsachse. Der zusammenhängende Gehölzbereich im Norden dient als grüner Puffer hin zur angrenzenden Industriebebauung. Dagegen ist der „Schwamm“, als weitläufiger Retentionsraum im Süden offener gestaltet. Das neue urbane Gebiet im Süden wird über Blau-Grüne-Fugen eng mit der Landschaftsachse verwoben.