Auftraggeber: | Stadt Cottbus |
Kooperation: | MACHLEIDT Städtebau + Stadtplanung ⎜ Nickl Architekten Deutschland ⎜ SHP Ingenieure |
Aktivität: | Städtebaulicher Rahmenplan |
Bearbeitung: | 2023-2024 |
Flächengröße: | 20 ha |
Ort: | Cottbus |
Am 1. Juli 2024 wurde die Medizinische Universität Lausitz – Carl Thiem (MUL CT) als Universitätsklinikum gegründet, was einen entscheidenden Impuls für den Strukturwandel in der Region darstellt. Besonders in den Bereichen Gesundheitssystemforschung und Digitalisierung des Gesundheitswesens wird die Universität wesentliche Impulse setzen und Auswirkungen auf die Lausitz und ländliche Gebiete Deutschlands haben.
Der Aufbau der MUL CT ist eng mit einer städtebaulichen Transformation verbunden, die vergleichbar ist mit der Bedeutung des neuen DB-Werks für Ströbitz oder des Cottbuser Ostsees für Sandow und die Anrainergemeinden. Für die Spremberger Vorstadt wird die neue Universität eine ähnliche Wirkung entfalten. Der städtebauliche Rahmenplan für den Campus, der von März 2023 bis April 2024 erarbeitet wurde, legt die Planungsziele auf städtebaulicher, freiräumlicher, funktionaler und verkehrlicher Ebene fest.
Entwurfsziel und Planungsansatz
Der städtebauliche Rahmenplan verfolgt einen integrativen Ansatz, der alle Anforderungen eines modernen Medizincampus berücksichtigt. Die Entwicklung konzentriert sich auf die Flächen südlich des Klinikums und nördlich der Welzower Straße, wobei westlich des Klinikums großzügige Reserveflächen für zukünftige Erweiterungen freigehalten werden, um eine langfristige Flexibilität zu gewährleisten.
Städtebauliche Struktur und Hauptachsen
Das Entwurfskonzept sieht eine „Grüne Mitte“ als zentralen Raum vor, der als identitätsstiftendes Element des Campus fungiert und eine Verbindung zwischen den verschiedenen Bereichen herstellt. Ein „H“-förmiges Hauptwegesystem, das die drei großen Entwicklungsfelder nördlich der Welzower Straße miteinander verbindet, bildet das Rückgrat des Campus. Eine durchgehende Promenade in Ost-West-Richtung verbindet den Campus mit dem Park östlich der Welzower Straße. Zudem wird eine Wegeverbindung in Nord-Süd-Richtung zum neuen Entréeplatz an der Welzower Straße/Thiemstraße entwickelt, die das Erreichen des Campus erleichtert.
Freiraumkonzept
Das Freiraumkonzept umfasst vier wesentliche Achsen: eine belebte, zentrale Promenade als Schnittstelle zwischen MUL CT und dem Bestandsklinikum, der Wissensanger als grüner Rückzugsort, sowie zwei Achsen in Nord-Süd-Richtung, die alte und neue Campusnutzungen miteinander verknüpfen. Das neue Entrée im Südosten (Welzower Straße/Thiemstraße) stellt einen repräsentativen Eingang zum Campus dar, ergänzt durch die bestehenden Eingänge im Norden. Die „Grüne Mitte“ bildet das Herzstück des Campus und fungiert als zentraler Treffpunkt, Erholungsraum und Eventfläche. Die ruhigen grünen Höfe im Klinikbereich bieten einen Rückzugsort und rahmen die Gebäude mit Natur ein, was sich als Raumtypologie auch im südlichen Campusteil fortsetzt.
Das nachhaltige Entwässerungskonzept ist ein sichtbares Element im Freiraum. Nach dem Prinzip der Schwammstadt wird eine Kaskade von Rückhaltung, Versickerung und Verdunstung befördert. Die räumliche Anbindung an das Landschaftsschutzgebiet Sachsendorfer Wiesen bietet eine gute Ergänzung zu den örtlichen Freiraum- und Erholungsangeboten.
Der Entwurf für den Campus der MUL CT kombiniert funktionale Anforderungen mit einer hochwertigen städtebaulichen und freiräumlichen Gestaltung. Er schafft einen attraktiven Lebensraum, der sich harmonisch in das städtische Gefüge integriert und sowohl den Bedürfnissen der medizinischen Lehre und Forschung als auch der Allgemeinheit gerecht wird.